30 Jahre Mauerfall

Die Geschichte der Berliner Mauer

Am 9. November 2019, jährte sich der Fall der Berliner Mauer zum 30. Mal. 

Die Berliner Mauer rund um Westberlin bildete die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland. Die Mauer wurde durch Grenzsoldaten, Stacheldraht, Minen und Selbstschussanlagen überwacht, um sie unüberwindlich zu machen. 600 Menschen wurden von Grenzsoldaten der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erschossen oder starben bei den Fluchtversuchen. 

Die Vorgeschichte

Ab dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es zwei Krisen, die zur Blockbildung zwischen Ost und West und folglich zur Teilung der Welt beigetragen haben. Innerhalb Europas war es die Berlinkrise von 1948, die durch die Währungsreform ausgelöst wurde. Der Krisenherd außerhalb Europas war der Koreakrieg (1950-1953), der gleichzeitig der erste Stellvertreterkrieg war.

Berlinkrise: 

Die Westmächte wollten die Einführung der D-Mark auch in Berlin durchsetzen und stießen dabei auf Ablehnung seitens der Sowjetunion, die dies als Provokation auffasste. Da dies als Provokation aufgefasst wurde, folgte rasch die Reaktion seitens der Sowjetunion. Sie blockierten die Nahrungsmittellieferung nach Westberlin, was zu einem Boykott jeglicher Lieferungen nach Westberlin führte. Mit Hilfe der Luftbrücke, Rosinenbomber,  eilten die USA zu Hilfe und versorgten den Stadtteil. Die eben erwähnte Luftbrücke war für den Osten eine Niederlage und wurde dadurch zum Symbol der westlichen Selbstbehauptung. Der Konflikt um die Freiheit Berlins stellte den ersten Zusammenkrall zwischen den beiden Supermächten Sowjetunion und USA im Kalten Krieg dar. 

  

Aufgrund von politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren verhärteten sich die Fronten zwischen Ost und West immer stärker. Die Reformen des Westens und die strukturellen Umwälzungen des Ostens standen stets in Konflikt miteinander. 

Das Bündnis zwischen den Westaliierten und der Sowjetunion zerfiel nach 1945. Viele Deutsche, die aus dem Moskauer Exil zurückkehrten ("Gruppe-Ulbricht") solidarisierten sich mit den kommunistischen Sowjets. Die sowjetische Besatzungsmacht zwang die sozialdemokratische Partei sich mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zu vereinigen. -> die SPD existierte in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) folglich nicht mehr. Dadurch konnten die Kommunisten ihre Macht in der DDR ausüben. Die SED lies den Schein erwecken eine gesamtdeutsche Politik anzustreben, die Ost und West gleichermaßen betrafen. Dies war jedoch nur Propaganda, denn sie lehnten freie Wahlen ab. Eine deutsche Einheit war für sie nur unter sozialistischer Führung vorstellbar. 

Die DDR wurde am 7. Oktober 1949 gegründet. Sie galt weder als deutscher noch als eigenständiger Staat. Die unterschiedliche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland führte zu einem wirtschaftlichen Gefälle. Die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland (BRD) entwickelte sich aufgrund des Marshall-Plans der US-Amerikaner sehr gut. Die Abhängigkeit der ostdeutschen Wirtschaft von den Sowjets führte sukzessive in die Mangelwirtschaft. Allein bis zum Jahr 1961 verließen über 3,1 Millionen Menschen den Osten Deutschlands. Die Reaktion darauf war eine 140 Kilometer lange innerdeutsche Grenze. Eine fünf Kilometer lange „Sperrzone“ entstand entlang der Staatsgrenze. (Mehr dazu später unter der Überschrift: Bau der Berliner Mauer) 

Am 12. Juli 1952 kam es zur Einführung des stalinistischen Systems. Es kam zum Ausbau eines Überwachungs- und Unterdrückungsapparats, zur Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und zu einer politischen Staatsjustiz. Die Lebensmittelversorgung verschlechterte sich enorm, die Steuern wurden angehoben, eine offene Aufrüstung sorgte für Angst und erneuert massiver Flucht in den Westen. Der Tod des sowjetischen Diktators Stalin (März 1953) und die „Entstalinisierung“ der ehemaligen Sowjetunion  führte dazu, dass sich die SED in der DDR immer mehr in einer widersprüchlichen Politik und erhöhte Arbeitsnormen verstrickte. Im Juni 1953 kam es zu einem Volksaufstand gegen das SED-Regime, einer der größten politischen Krisen im kommunistischen Machtbereich. Diese Erschütterung nennt man heutzutage „Juni-Syndrom“. Zu den Forderungen des Aufstandes zählten eindeutig freie Wahlen und die Wiedervereinigung. Der Aufstand war jedoch nicht erfolgreich und führte zu einer gigantischen Aufrüstung gegen das Volk. 

 

Bau der Berliner Mauer

Die vier Mächte Frankreich, Großbritannien, USA und UdSSR einigten sich 1955 auf die langfristige Spaltung Deutschlands, die 1961 den Mauerbau nach sich zog. John F. Kennedy, der neu gewählte US-Präsident, veröffentlichte im Juli 1961 “Three essentials“, die eine Kompromisslösung für eine friedliche Konfliktregulierung in Berlin darstellten und den Mauerbau begünstigten. Der Warschauer Pakt segnete die Grenzsicherung ab. Die Regierung der DDR begann in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 die Mauer zu bauen. Die Mauer konnte als Indiz dafür gesehen werden, dass das Volk der DDR nicht im Konsens mit seiner Führung stand. Die Staatsführung rechtfertigte den Bau der Mauer als Friedenstat. Die Staatspropaganda versuchte eine mögliche Bedrohung durch den Westen zu argumentieren und stellte in diesem Zusammenhang die Mauer als Weg dar, eine weitere Konfrontation innerhalb Europas zu verhindern. Der Mauerbau 1961 sei demnach eine Maßnahme, die im letzten Moment noch einen drohenden Krieg zwischen Ost und West verhindern konnte. 

In einem Protokoll des Nationalen Verteidigungsrats (1974) sind folgende Äußerungen Honeckers dokumentiert worden: 

• „Überall muss ein einwandfreies Schussfeld gewährleistet sein.“

• „Nach wie vor muss bei Grenzdurchbruchsversuchen von der Schusswaffe rücksichtslos Gebrauch gemacht werden, es sind die Genossen, die die Schusswaffe erfolgreich angewendet haben, zu belobigen.“

• „Ab den jetzigen Bestimmungen wird sich diesbezüglich weder heute noch in Zukunft etwas ändern.“

 

Der Fall der Mauer

Mit der Gründung der ersten freien Gewerkschaft in Polen (1989) begann der Zerfall des sozialistischen Systems. Die Reformen Gorbatschows (Glasnost und Perestroika) sollten zu einer Erneuerung des stalinistischen Systems in der Sowjetunion führen. Besonders auf Polen und Ungarn hatten die Reformen der Sowjetunion große Auswirkungen. Ungarn öffnete am 23. August 1989 zum ersten Mal die Grenze zu Österreich und durchbrach dadurch den Eisernen Vorhang. Mehr als 13.000 Bürger der DDR nutzten bereits Monate vorher die Gelegenheit zur Flucht nach Österreich. DDR Massendemonstrationen gegen das Regime begannen Anfang September 1989 und hielten bis zum Fall der Berliner Mauer an. Der ehemalige Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker, wurde von den jüngeren Mitgliedern des Politbüros gestürzt. Egon Krenz (Chef der kommunistischen Jugendorganisation) wurde sein Nachfolger. Die neue DDR-Regierung bereitete ein Gesetz vor, um die Reisebeschränkungen für DDR-Bürger aufzuheben. Günther Schabowski wurde auf einer internationalen Pressekonferenz am 9. November 1989 gefragt, wann das erwähnte Gesetz in Kraft treten würde und er antwortete „Sofort, unverzüglich“. Tausende Ostberliner begaben sich daraufhin zu den Grenzübergängen der Stadt und forderten die sofortige Ausreise. Die DDR-Bürger hatten die Öffnung mit friedlichen Mitteln herbeigeführt. 

 

 

 

 

 

Quellen: 

  • Edgar Wolfrum, Die Mauer. Geschichte einer Teilung (München 2009).
  • Thomas Flemming, Die Berliner Mauer. Grenze durch eine Stadt (Berlin, Brandenburg 2004).
  • Roman Bernhof, Die vergessenen Opfer der Mauer. Flucht und Inhaftierung in Deutschland 1961-1989 (Berlin).
  • http://www.die-berliner-mauer.de/de/geschichte/die-mauer-wird-geplant-1945-61

 

Egon Krenz zu Schabowskis "Versprecher" am 9. November 1989