Der Nahostkonflikt ist einer der ältesten Konflikte der Zeitgeschichte. Fast täglich werden wir über schockierende Geschehnisse informiert und aus diesem Grund versuche ich in meinem Beitrag, die jeweiligen Standpunkte vereinfacht zu erläutern. Dieser Beitrag enthält grundlegende Fakten zum Konflikt und thematisiert die Problematik nicht vertiefend. Sollte ich jedoch euer Interesse geweckt haben, bitte ich euch, mir zu schreiben. 

Vorweg möchte ich klarstellen, dass der Nahostkonflikt aus drei Ebenen besteht. Die lokale, regionale und globale Ebene. In diesem Beitrag geht es um die lokale Ebene. Das ist jene, die sich mit dem Konflikt Israels und den arabischen Palästinensern im engeren Sinne beschäftigt. Die regionale Ebene betrachtet den Konflikt zwischen Israel und der arabischen Staatenwelt, während die globale Ebene vom Konflikt zwischen den Groß- bzw. Supermächten handelt. 

Laut dem Alten Testament hat Gott für das jüdische Volk ein Land ernannt, in dem sie leben können - dieses Land befindet sich heute in Vorderasien an der südöstlichen Mittelmeerküste, Israel. Die Babylonier eroberten jedoch im 6. Jahrhundert vor Christus Israel und die jüdische Diaspora begann. Die Juden mussten ins Exil und wurden auf der ganzen Welt verteilt. Sie hatten keinen eigenen Staat mehr. (...) - genaueres unter der Überschrift: The question of Jerusalem - hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass der Konflikt um Jerusalem aus historischen Konstellationen der Neuzeit entstanden ist und keine "ungebrochene" jahrtausendealte Kontinuität hat. 

Im Jahr 1897 wurde die Zionistische Weltorganisation gegründet. Das einzige Ziel der Organisation war die Schaffung eines Staates für die Juden. Der Ort des angestrebten Staates war ebenfalls eindeutig - dort wo früher Israel lag. Dieser Ort ist jedoch kein leeres Land, sondern Palästina, bewohnt von Arabern. Palästina gehörte damals zum Osmanischen Reich, das jedoch nach dem Ende des 1. Weltkrieges unterging. Durch das geheime Sykes-Picot-Abkommen aus 1916 haben Frankreich und Großbritannien den Nahen Osten in zwei koloniale Einflusszonen aufgeteilt. Darin wurde vereinbart, dass unter anderem Palästina an Großbritannien geht. Aufgrund dieser kolonialen Fremdherrschaft in Palästina war es möglich, mit der Balfour Deklaration (1917) eine Heimstätte für ein jüdisches Volk zu realisieren. Für die Juden war dies ein "Glücksfall", denn bereits 1917 versprach der britische Außenminister Arthur Balfour: 

" ... mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina. Wir werden unser Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern."

Diese Worte waren für die jüdische Bevölkerung die Legitimation, Palästina zu besiedeln. Bis 1945 stieg die jüdische Bevölkerung in Palästina bis zu 30% an. Dieser rasche Zuwachs konnte nicht mehr ignoriert werden. Hinzukommt die Shoah, die Vernichtung von 6 Millionen Juden durch die Nationalsozialisten. Den Politikern der ganzen Welt wurde bewusst, dass so etwas nie wieder passieren darf und dass Juden einen Schutzraum bräuchten (einen eigenen Staat), in dem sie sich zurückziehen und in Frieden leben können.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschloss am 29. November 1947, dass Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Teil aufgeteilt werden soll. Mit der UN-Resolution, die eine friedliche Lösung vorsah, endet das britische Mandat für Palästina. Der arabische Teil sollte der Staat Palästina werden und der jüdische Teil der Staat Israel. 44% vom gesamten Gebiet sollte den Palästinensern gehören und 56% den Juden. Am 14. Mai 1948 unterzeichnete unter anderen David Ben-Gurion (später erster Premierminister Israels) im Beisein von Chaim Weizmann (später Präsident) die Unabhängigkeitserklärung. 

"Am heutigen Tag endet das britische Mandat über das Land Israel. Wir rufen einen jüdischen Staat im alten Land Israel aus. Er wird Israel heißen." - David Ben-Gurion

Die internationale Organisation arabischer Staaten, Arabische Liga,  wurde 1945 gegründet. Ihre Ziele waren die Wahrung der jeweiligen Souveränität, wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Anerkennung Palästinas als unabhängigen Staat. Wie ihr euch schon denken könnt, akzeptierte die Arabische Liga die Teilung Palästinas nicht. Aus diesem Grund kam es 1947 nach der UN-Resolution zu einem Krieg, der von der jüdischen Bevölkerung auch als Unabhängigkeitskrieg bezeichnet wird. Der Krieg führte dazu, dass das Staatsgebiet Israels mit dem Waffenstillstandsabkommen von 1949 vergrößert wurde. Durch den Sechstagekrieg von 1967 vergrößerte sich das Gebiet Israels um das Doppelte.

Insgesamt gibt es 130 israelische Siedlungen in palästinensischen Gebieten, vor allem im Westjordanland und Jerusalem. Jerusalem ist für beide Völker ihre Hauptstadt und das größte Problem im Konflikt. 

Die Staatsgründung Jerusalems wird in Palästina als Katastrophe gesehen und von den Palästinensern Nakba (deutsch: Katastrophe/Unglück) genannt. 

Seit dem Sechstagekrieg gilt Israel als Besatzungsmacht in den israelischen Gebieten. Um das Trauma zu überwinden, gründeten die Palästinenser 1964 die PLO "Palestine Liberation Organisation". Die PLO ist ein Zusammenschluss von verschiedenen palästinensischen Gruppierungen mit dem Ziel, einen eigenen, freien und unabhängigen Staat Palästina umzusetzen. Bei der Erstreckung des Gebietes scheiden sich jedoch die Meinungen. Ein Teil ist der Meinung, dass sich Palästina über das komplette ehemalige Gebiet Palästina erstrecken soll, der andere Teil ist für ein Miteinander mit Israel. Nicht nur bei der Erstreckung des Gebietes unterscheiden sich die Meinungen, sondern auch bei der Form der Umsetzung. Die einen haben vor, ihr Ziel diplomatisch und friedlich zu erreichen, während die anderen mit Gewalt um ihr Gebiet kämpfen wollen. Gewalttätige Auseinandersetzungen, um das Ziel zu erreichen, gab es schon unzählige. Erst 1987, im Zuge der Intifada (=Abschüttelung) wurde die Auseinandersetzung zwischen den Palästinensern zum ersten Mal von der Weltöffentlichkeit wahrgenommen. Die Intifada war eine gewalttätige Ausschreitung der Palästinenser gegenüber den Israelis, um sich mehr Rechte zu verschaffen. Sowohl die erste als auch die zweite Intifada (2000) haben ihre Ziele nicht umsetzen können. Innerhalb der erwähnten PLO gibt es zwei dominierende Gruppierungen. Zum einen die Fatah und zum anderen die Hamas. Beide Gruppierungen haben einen extremistischen Hintergrund. Die Fatah hat sich mittlerweile gemäßigt, während die Hamas in der EU und in den USA als Terrororganisation gilt. Der Streit zwischen Hamas und Fatah stellt zudem ein politisches Problem der Palästinenser dar. Bis auf vorübergehende kurze Perioden schaffen sie es nicht, gemeinsam eine Regierung zu bilden. Aus diesem Grund kontrolliert die Fatah das Westjordanland und die Hamas den Gazastreifen. Dieser innenpolitische Konflikt ist auch der Grund dafür, dass Palästina bis heute international nicht offiziell als Staat anerkannt wird und keinen festen Sitz bei den Vereinten Nationen hat. Obwohl 1988 der Staat Palästina ausgerufen wurde, bekamen sie bei den Vereinten Nationen nur einen Beobachterstatus.

Drei Religionen, zwei Staaten, keine Lösung - Jerusalem. warum ist die Stadt für Israelis und Palästinenser so wichtig? Dazu würde ich einen eigenen Beitrag schreiben, sollte tatsächlich Interesse bestehen   ↓  ↓ 

Ivo Sieder, Der Konflikt um Jerusalem - Was macht ihn so schwierig zu lösen (Norderstedt 2006).

Stephan Stetter, World Society and the Middle East. Reconstructions in Regional Politics (Houndmills 2008). 

Margret Johannsen, Der Nahost-Konflikt. Eine Einführung ( Wiesbaden 2017). 

https://www.spiegel.de/politik/ausland/jerusalem-drei-religionen-zwei-staaten-eine-stadt-keine-loesung-a-1182024.html