La festa della liberazione d'Italia (der Tag der Befreiung Italiens) ist in Italien ein nationaler Feiertag. Doch was genau wird an diesem Tag gefeiert? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns vorher etwas mit der Geschichte Italiens auseinandersetzen.
Italien zählte nach dem Ersten Weltkrieg zwar zu den Siegermächten, fiel jedoch trotzdem in eine Krise. Die Arbeitslosigkeit war hoch, die Versorgung mit Lebensmitteln in den Großstädten unsicher und die enormen Schulden wurden nicht weniger. Benito Mussolini (1883-1945) nutzte die Krise und organisierte den offiziellen Beginn der faschistischen Bewegung. Am 23. März 1919 trafen sich 200 Personen, um sich zum italienischen Kampfbund (= Fascio* italiano di combattimento) zusammenzuschließen. Mussolini strebte eine gesellschaftliche Veränderung an und griff die Probleme Italiens auf. Er widmete sich besonders den kleinbürgerlichen Kreisen und schaffte es innerhalb von 2 Jahren seine Bewegung von anfangs 200 Personen auf 250 000 zu vergrößern. Am 09. November 1921 gründete er die politische Partei "Partito Nazionale Fascista".
Durch den "Marsch auf Rom" übernahm die von ihm geführte Bewegung die Macht in Italien. In den folgenden Jahren bauten sie ihre totalitäre Diktatur immer weiter aus. Regime-kritische Zeitungen wurden offiziell verboten und die Gegner der Faschisten mit den Repressionsmaßnahmen des Polizeistaates verfolgt. Mussolinis Erfolge in Italien hatten für Hitler eine große Vorbildfunktion. Die Partei und der Staat wurden immer stärker auf den "Duce" fixiert. Er war überall präsent und blühte bei großen Auftritten auf. (Selbstdarsteller)
Ab Mitte der 1930er Jahre radikalisierte er den Faschismus zu einer "dritten Welle". Die Gesellschaft wurde immer stärker militarisiert und in die Partei eingegliedert. Auch Kinder mussten Jugendorganisationen beitreten. Ab 1938 wurden die italienische arische Rasse beschworen und rassistische und antisemitische Gesetze erlassen. Schrittweise entwickelte sich eine faschistische Kultur. Die Veränderungen kamen bei der Bevölkerung nicht gut an und der faschistische Diktator geriet in eine ernste Krise. Seine militärischen Misserfolge und die steigende Abhängigkeit von Hitler wirkten sich negativ auf sein Ansehen aus, bis letztendlich die Alliierten 1943 in Italien landeten, Mussolini absetzten und ihn gefangen nahmen. Die Jahre zwischen der Kapitulation Italiens vor den Alliierten am 8. September 1943 und der Befreiung, sind die dramatischsten der italienischen Geschichte seit der Einigung Italiens 1861. (- kontaktiert mich, falls ihr darüber mehr lesen wollt)
Der 25. April ist ein Feiertag, der an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert. Beim Erinnern geht es nicht um die Beendigung der Kampfhandlungen, denn die Kapitulation der deutschen Truppen erfolgte erst am 28./29. April 1945. Am 25. April 1945 erreichten die von den Partisanen ausgelösten Volksaufstände in Norditalien gegen die deutsche Besatzung und deren italienisches Marionettenregime von Salò ihren Höhepunkt. Erinnert wird an das Ende des Faschismus und an die Opfer des Widerstandes.
Die Tatsache, dass dieser Tag als Feiertag gewertet wird, weist viel über das Selbstverständnis Italiens auf, das nämlich aus dem Widerstand (Resistenza) zur Republik wurde.
* kommt vom lateinischen Wort singular fascio/plural fasces und bedeutet Rutenbündel, in dem ein Beil steckt. Diese Rutenbündel waren das Amtssymbol der höchsten Machthaber des Römischen Reichs.
Quellen und weitere Links:
- https://www.welt.de/geschichte/article170115124/Angst-vor-russischen-Verhaeltnissen-bereitete-Mussolini-den-Weg.html
- Urenkel Mussolinis kandidiert für die rechtsnationale Partei Fratelli d‘Italia für die Europawahl: https://www.welt.de/politik/ausland/article191641561/Urenkel-startet-bei-Europawahl-So-viele-wollen-Mussolini-auf-ihre-Wahlzettel-schreiben.htm
- https://www.sofatutor.at/geschichte/videos/1922-mussolinis-marsch-auf-rom
- Das Video von "Musstewissen" fasst die Inhalte sehr gut zusammen. Nicht nur dieses Video ist empfehlenswert, sondern alle anderen auch. https://www.youtube.com/watch?v=7mzBFKNBjUw
- Frederike Hausmann, Kleine Geschichte Italiens von 1943 bis Berlusconi (Berlin 2006)
- Simona Colarizi, Storia politica della Repubblica 1943-2006 (Bari 2007)
- https://diepresse.com/home/ausland/aussenpolitik/5617800/Warum-Matteo-Salvini-den-italienischen-Nationalfeiertag-nicht