Palazzo Ducale

Der Dogenpalast

 

Hallo meine lieben Blog-Leser und Leserinnen 

 

Ich habe jetzt sehr lange keinen Beitrag mehr verfasst, weil mich die Prüfungsphase unerwartet schnell erwischt hat und ich keine Zeit dafür hatte. Kurz vor der Prüfungszeit war ich für zwei Tage in Jesolo und habe wieder Venedig, eine meiner Lieblingsstädte, besucht.

In diesem Beitrag möchte ich euch den Dogenpalast etwas näher bringen und euch (hoffentlich) vor eurem Ausflug einige Informationen zur Verfügung stellen. Der äußere Bereich vom Dogenpalast ist voller Details, die man, wenn man keine Stadtführung macht, leicht übersehen kann. 

Viel Spaß beim Staunen  

 

Der Dogenpalast, Palazzo Ducale, bildet mit der Markuskirche das nicht übersehbare Gebäude am Markusplatz. Die "Papiertüre", Porta della Carta, ermöglicht den Durchgang von der Markuskirche zum Hof des Palastes. (Bild 1) Dieser Durchgang ist in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden und der Name lässt sich von den Archiven der staatlichen Dokumente ableiten, weil sich bei diesem Tor  öffentliche Schreiber versammelten, um in der Nähe der "Papiere" zu sein.

Auf dem Bild 2 könnt ihr sehen, dass sich über der Tür eine Skulptur des Markuslöwen mit dem Dogen Francesco Foscari, der vor dem Löwen kniet, befindet. Dies soll die untergeordnete Funktion des Dogen gegenüber dem Staatsgebilde, symbolisiert durch den Markuslöwen, darstellen. 

 

Zum Dogen Francesco Foscari: 

 

Er war von 1423-1457  Doge von Venedig und hatte am längsten diese Position. Francesco Foscari hat die territoriale Ausdehnung Venedigs vorangetrieben und förderte die bauliche Entwicklung der Stadt. 

Sein Sohn, Jacopo Foscari, war in unendlich vielen Raufereien verwickelt. Die Geschichte zu seinen Raufereien wurde vom englischen Dichter George Byron erzählt und später in der Oper von Giuseppe Verdi „I due Foscari“ vertont. 

 

Die Universität Ca´Foscari war Italiens erste Handelsschule und wurde 1869 gegründet. Sie befindet sich im damaligen Familienhaus der Foscari. Heutzutage genießt sie den Ruf der Top-Universitäten Italiens. 

 

Bild 2; Porta della Carta
Bild 2; Porta della Carta

 

Die Wahl des Dogen 

 

Die Wahl erfolgte ursprünglich durch die Tribunen* oder Senioren der verbündeten Gemeinden. Später wurden elf Wähler ausgelost und Mitte des 12. Jahrhunderts entschloss man sich zur Einführung eines Wahlvorganges, den nicht mal die Konklave  überstimmen konnte. 

 

Solltet ihr mehr zur Wahl des Dogen erfahren wollen: 

 

Link: http://www.lexikus.de/bibliothek/Venedig-als-Weltmacht-und-Weltstadt/Die-aristokratische-Verfassung/Die-Dogenwahl

 

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* Tribun war im römischen Reich die Bezeichnung für verschiedene politische und militärische Funktionsträger. Das Amt, das sie bekleideten, nennt man Tribunat.

- Volkstribun (tribunus plebis), ein Magistrat, das heißt ein gewählter politischer Amtsträger

- Aerartribun (tribunus aerarii), ursprünglich ein Beamter in der römischen Republik, der an Soldaten den Sold aus dem Staatsschatz auszahlte

- Militärtribun (tribunus militum), ein höherer Offizier der römischen Armee

 


 

Sind euch auf dem Bild unter der Überschrift die zwei andersfarbigen Säulen aufgefallen? Nein? - Uns auch nicht.

Noch lustiger ist, dass wir beim Posen für typische Touristenfotos am Markusplatz nicht bemerkten, dass wir unbewusst ein perfektes Foto mit den Säulen im Hintergrund gemacht haben. Ich habe die roten Säulen nicht bemerkt. (Foto ↓) 

 

Funktion der Säulen: 

Zwischen den roten Säulen wurden Todesurteile verkündet. 

 


 

Der Bau des Palazzo Ducale dauerte von 1309-1424 und erfolgte unter der Herrschaft des 39. Dogen Sebastiano Ziani. Das Gebäude diente als Treffpunkt für den Senat der Republik und den Großen Rat.

Vom auf dem oberen Foto zu sehenden Balkon aus wandte sich der Doge dem Volk. Der Stil des Palastes entspricht gotischer Tradition mit orientalischem Einfluss.  

Das Gebäude war der Sitz der Regierung der Republik Venedig und Residenz der meisten Dogen. Der Palast ist reich an Werken der Malerei, alle Deckengemälde wurden von den bekanntesten Künstlern Venedigs geschaffen. 

Unten füge ich euch einige Eindrücke der Kunstwerke des Palastes ein. 

 

Innenräume

 

Wie man auf den vorigen Bildern sehen kann, sind alle Innenräume des Palastes prunkvoll gestaltet. Auf die ornamentale Gestaltung der Rahmen unter der Decke wurde besonders Wert gelegt. 

 

Sala del Maggior Consiglio 

 

Der Saal des Großen Rates war der Ort, an dem die Botschafter und Gäste der Audienz warteten (Bild 3). Der Raum hat eine Länge von 54 m und ist der größte ungestützte Saal Europas. 1800 Mitglieder des Großen Rates hatten hier Platz. In diesem Saal wurden alle wichtigen Entscheidungen über Staatsangelegenheiten gefällt. Zu Beginn war der Große Rat nicht die ursprüngliche Gewalt Venedigs, sondern die Generalversammlung der freien Männer. Nachdem der Adel mehr Macht gewann, sagte er die Generalversammlungen ab und setzte stattdessen den Großen Rat als zentrales Machtorgan ein. Die Aufgaben des Großen Rates waren die Verabschiedung aller Gesetze und die Wahl anderer Verfassungsorgane. Außerdem bestimmte der Rat die Zusammensetzung des Rates der 40  und des Senates, der die Gesetze vorschlug, die Gerichtsbarkeit innehatte und Handel und Finanzen kontrollierte.

Bei den oben eingefügten Eindrücken der Innenräume habe ich auch die Wandmalerei von Jacopo Tintoretto hinzugefügt, die bei der Präsentation des Gemäldes 1594 das größte der Welt war. Heute ist es das zweitgrößte Ölgemälde der Welt.  

 

Im Saal des Großen Rates, befinden sich Porträts von den 76 venezianischen Dogen. Wenn man diese genau betrachtet, bemerkt man, dass ein Doge nicht mehr zu sehen ist, weil sein Porträt mit schwarzer Farbe bedeckt wurde. Dazu findet man auch eine lateinische Inschrift, die übersetzt "Dies ist der Platz des Marino Faliero, enthauptet für seine Verbrechen" bedeutet. (Bilder dazu findet ihr unten↓)

Mariano Faliero (1274-1355) war der 55. Doge und wurde zu Tode verurteilt, da ihm die Planung eines Staatsstreiches vorgeworfen wurde. 

 

Sala del collegio

 

Dieser Saal diente dem Empfang höchster Staatsbesucher und war auch zugleich der Tagungssaal des Senats. An der Decke kann man Bilder vom berühmten Maler Paolo Veronese betrachten. Diese Bilder spiegeln die Macht, den Glanz und den Einfluss Venedigs wieder. Auf dem Wandbild hinter dem Dogenthron sieht man den Dogen Sebastiano Venier, der 1571 die Türken in der Seeschlacht von Lepanto besiegte. 

 

Sala del Senato 

 

In diesem Saal versammelten sich zweimal wöchentlich die 100 Senatoren Venedigs. Auch hier findet man an der Decke Malereien, die Ruhm, Glanz und Macht der Stadt symbolisieren.  Diese Malereien stammen vom bereits erwähnten Tintoretto. 

 

Neben den Sälen kann man auch die Privatgemächer der Dogen und die Waffenkammer besichtigen. Außerdem ist es möglich die Seufzerbrücke, die damals von den Gefangenen überquert wurde, ohne Einschränkungen zu besichtigen. Dieser Durchgang ist nichts für Personen, die Platzangst haben. Wir hatten Glück und waren fast die letzten Besucher. Ich kann mir vorstellen, dass es unerträglich eng wird, wenn eine Touristengruppe den Gang entlang geht. 

 

Bild 3; "Das Paradies" im großen Saal
Bild 3; "Das Paradies" im großen Saal
Bild 3.1; Bild vom Dogen Marino Faliero
Bild 3.1; Bild vom Dogen Marino Faliero

 

Eine große Treppe, Scala dei Giganti,  aus dem 15. Jahrhundert bildet den wichtigsten Zugang zum ersten Obergeschoss des Palastes (Bild 4). Der Name kommt von den unübersehbaren Statuen vom Kriegsgott Mars und vom Meeresgott Neptun. Sie symbolisieren Venedigs Handel und die militärische Macht. 

 

Bild 4; Scala dei Giganti
Bild 4; Scala dei Giganti

 

An den Ecken des Gebäudes findet man große Skulpturen von biblischen Figuren, die an die Funktionen der Stadtverwaltung erinnern. In der Nähe der bereits erwähnten Porta della Carta befindet sich "das Gericht von Salomon" mit dem Erzengel Gabriel, welcher ein Symbol für den Frieden ist (Bild 5). An einer anderen Ecke befindet sich der "Sündenfall von Adam und Eva" und der Erzengel Michael mit dem gezogenen Schwert, der ein Symbol der Justiz ist (Bild 6) und an einer weiteren Stelle sieht man "Die Trunkenheit des Noah" mit dem Erzengel Raffael (Symbol für den Handel; Bild 7)

 

Bild 5; Das Gericht von Salomo
Bild 5; Das Gericht von Salomo
Bild 6; Der Sündenfall von Adam und Eva
Bild 6; Der Sündenfall von Adam und Eva
Bild 7; Die Trunkenheit Noahs
Bild 7; Die Trunkenheit Noahs

 

Die venezianische Tetrarchengruppe (Bild 8) befindet sich an der Außenkante der Fassade, vor der Porta della Carta. Die Skulptur, die aus Konstantinopel nach Venedig kam, stellt die ab 293 nach Christus regierenden vier Kaiser des Römischen Reiches dar.

 

Kurze Erklärung:

 

Um die Größe des Reiches besser beherrschen zu können beinhaltet die Neudefinition des politischen System statt einem Kaiser nun vier Herrscher an der Spitze des Römischen Reiches. Zu den vier Herrschern gehörten zwei Oberkaiser, die Augusti genannt wurden und zwei ihnen zugeordnete Unterkaiser, die Caesares. 

Diokletian* für den Osten und Maximian für den Westen zuständig  als Augusti, Galerius für den Osten und Constantius Chlorus für den Westen als Caesares.

Ihr gleiches Aussehen und ihre Umarmung sollen die Eintracht und Solidarität symbolisieren. Sie sind die bekanntesten und historisch wichtigsten Darstellungen der römischen Tetrarchen.

 

Die Tetrarchengruppe entstand um das Jahr 300 in Ägypten oder Kleinasien. Leider ist der Entstehungsort umstritten. Der Archäologe Hans Peter Laubscher ist aufgrund des verwendeten Materials, Porphyrs, der Meinung, dass sie in Ägypten angefertigt wurde. Andere Archäologen meinen, dass sie in der Residenzstadt des Kaiser Diokletians entstanden ist. 

Man nimmt heutzutage an, dass damals zwei ähnliche Tetrarchengruppen gefertigt wurden. Die zweite befindet sich im Vatikanischen Museum in Rom. Fragmente weiterer Gruppen wurden in Niš und Istanbul gefunden.

 

Wie kommt die Skulptur nach Venedig? 

 

Bei der Plünderung Konstantinopels schickten Venezianer Suchtrupps aus Kunstexperten, die die wertvollsten Gegenstände ergattern sollten. Dazu gehörte unter anderem die Tetrarchengruppe. Bei der Plünderung blieb ein Teil eines Caesarenfußes übrig, welcher heute im Archäologischen Museum in Istanbul zu bewundern ist. Auch die bekannten Pferde (Quadriga Marciana), die im Museum von San Marco aufgestellt sind und die Carmagnola, die an der Loggia des Markusdoms angebracht ist, gehörten zur Beute der Plünderung (Bild 9+10). 

Zur Carmagnola wäre hinzuzufügen, dass sie aus demselben Material wie die Tetrarchengruppe erbaut wurde. 

 

Da ich auch einen Beitrag zur Schatzkammer geschrieben habe, fand ich sehr interessant, dass in der Kaiserlichen Schatzkammer ebenfalls eine Beute der Plünderung, nämlich die Achatschale, aufbewahrt wird.

(Bild 11)

 

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* Kaiser Diokletian

Geboren: 244 n. Chr. (Split, Kroatien)

Gestorben: 311 n. Chr. (ebd.)

 

Mit seiner Machtübernahme verbindet man das Ende des Prinzipats und den Beginn der Spätantike. Er führte das neue politische System ein. 

 

Bild 8; venezianische Tetrarchengruppe
Bild 8; venezianische Tetrarchengruppe
Bild 9; La Quadriga Marciana
Bild 9; La Quadriga Marciana
Bild 10; Carmagnola
Bild 10; Carmagnola
Bild 10.1; Hinterkopf und Aussicht der Carmagnola
Bild 10.1; Hinterkopf und Aussicht der Carmagnola
Bild 11; Die Achatschale
Bild 11; Die Achatschale

Besucherinformationen

Öffnungszeiten 

 

1. April - 31. Oktober

Montag bis Sonntag von 08:30 bis 19:00

 

1. November - 31. März 

Montag bis Sonntag von 08:30 bis 17:30 

 

Preise 

 

ohne Ermäßigung 20€ 

mit Ermäßigung 14€ 

 

 

 

Solltet ihr demnächst in Venedig sein empfehle ich euch auch meinen passenden Beitrag dazu und hoffe, dass ich euch weiterhelfen konnte. 

 

Link:  https://www.geschichte-hautnah.at/2018/02/12/venedig/

 

 

Viel Spaß! ♥ ♥